Tonwaren anderer Art
Den kunstgewerblichen Arbeiten hat die Firma von je her ihre ganz besondere Aufmerksamkeit zugewendet gehabt, und es wurde angestrebt, auch den kleinsten Gegenständen künstlerischen Ausdruck zu geben. So empfahl schon eine Preisliste der Firma A. Spiermann & Wessely, Vasen, Blumenschalen und Töpfe, Blumenständer, Elch-, Hirsch- und Rehköpfe, Humpen, Becher und kleinere Nippsachen in Terrakotta und Majolika. Auch die Festschrift erwähnt Vasen, Schalen, Zierteller und Einsätze, wobei einzelne Entwürfe der Kunstgewerbeschule ausgeführt wurden. Eine besondere Anregung erfuhr die Vasenherstellung durch Justus Brinckmann. Er schuf in seinem Museum für Kunst und Gewerbe eine reiche japanische Abteilung, und sie hat „die stärksten Wirkungen auf das neben ihr vor zwei, drei Jahrzehnten hoffnungsvoll aufblühende neue Kunstgewerbe ausgeübt33', auch auf die Arbeit in Wesselys Fabrik. Auf Alfred Lichtwarks und des von ihm 1892 gegründeten Vereins der Kunstfreunde Veranlassung stellte Wessely Versuche an, schöne Blumenvasen herzustellen. Lichtwark forderte, dass Maß, Gestalt und Farbe der Vasen von den Blumen genommen werden sollten, für welche die Vasen bestimmt waren. Aber die so geschaffenen Vasen fanden in der Bevölkerung nicht die erwartete Aufnahme. Später arbeiteten bei Wessely zeitweise zwei Malerinnen aus Worpswede. Sie bemalten zarte Gedecke und Schalen, und der Werkmeister Paul Krömer glasierte sie.
Küchen und Bäder
Hermann Wessely besaß nicht nur einen ausgesprochenen Sinn für das Schöne, sondern auch für das Praktische. Davon zeugt der Bereich seiner Arbeit, der sich mit der Herstellung von Herden, Kücheneinrichtungen und Bädern befasste. Vor allem ging es um die zweckmäßige Einrichtung von Großküchen für Hotels, Restaurants, Krankenhäuser, Volksküchen und größere Privathaushalte. Wessely besaß eine Reihe von deutschen Reichspatenten, z. B. für Dauerbrandeinsätze irischer Bauart für Küchenherde. Für das Eppendorfer Krankenhaus baute er den größten Herd Hamburgs mit vier Heizungen und acht Bratöfen, Wärmeschränken für eintausend Teller, Warmwasserversorgung und weiterem Zubehör. Er lieferte auch Bratspieße mit Uhren und Windflügeln, Gemüsespüler, Aufwaschbassins, Kupferwäschen, Haublocks und Mörser. Außer dem Eppendorfer Krankenhaus belieferte er das Marien- und das Freimaurerkrankenhaus sowie die Irrenanstalten Friedrichsberg und Langenhorn und dazu die Küchen verschiedener Stifte. Die Hotels Hamburger Hof, Schadendorff, Weidenhof, de l' Europe, de Russie, Kronprinz sowie das Englische Hotel und das Parkhotel Teufelsbrück, der Börsenkeller, der Dammtorpavillon, der Conventgarten, die Marientaler und die Elbschlossbrauerei zählten zu seinen Kunden. Auch an größere private Haushalte lieferte Wessely seine Kücheneinrichtungen, z. B. an den Fürsten Bismarck in Friedrichsruh. Außerdem stattete er die Badezimmer in Wohnhäusern mit vertieften Wannen aus Kachelwerkstücken mit kleinen Treppen und Schutzgeländern aus und baute Schwimmbassins mit Kachelbekleidung im Volksbad am Schaarmarkt und in der Badeanstalt an der Theaterstraße.