Der Sohn Hermann Wessely
Die beiden Söhne, der am 20. Dezember 1920 geborene Curt Jacob und der am 9. Oktober 1922 geborene Hermann Christian, erlebten eine gemeinsame frohe Kindheit in der elterlichen Wohnung am Falkenried, auf dem Gelände der Keramikfabrik mit Hof und Garten und bei den Großeltern Wessely in Groß und Busch in Klein Borstel. Nach dem Besuch der Privatschule Thedsen, die schon der Vater besucht hatte, gingen sie auf die Bismarck-Oberschule über. Schwimmen, Rudern und Radfahren waren ihre liebsten Freizeitbeschäftigungen. Der ältere Curt entschied sich für die Feinmechanik. Der jüngere Hermann zeigte schon früh besondere Begabung für Malen und Modellieren und wollte Keramiker werden. Er trat 1937 als Lehrling in den väterlichen Betrieb ein und erfuhr hier unter dem Werkmeister Paul Krömer eine vielseitige und gründliche Ausbildung. Der Bildhauer und Töpfer Richard Kuöhl hatte Gefallen an dem jungen Lehrling. Er kam öfter in die Werkstatt, übte strenge Kritik an dessen Arbeiten und gab ihm Hinweise für sein Schaffen auf der Scheibe und in der Freiformung. Im Frühjahr 1941 legte Hermann Wessely vor der Handwerkskammer Hamburg die Gesellenprüfung ab. Er hatte als Gesellenstück einen Kachelofen entworfen und in allen Teilen selbst hergestellt. Unter der Überschrift „Handwerk die Stätte guter Gedanken" schrieb darüber das Hamburger Tageblatt: „In einem Raum steht ein Kachelofen. Er ist das Gesellenstück eines Lehrlings, der diesen Ofen nicht nur gebaut hat, sondern auch die Kacheln selbst formte, sie mit hauchzarten, farbigen Blumenornamenten versah und selbst brannte.
Man steht vor diesem Stück wie vor einem Erlebnis und es ist, als fingen auch alle anderen Werkstücke an zu reden. Sie sprechen von dem Fleiß und der Sorgfalt, die nötig waren, um Wertarbeit zu schaffen, sie sprechen von der Liebe ihrer Schöpfer zu ihrem Werk, von der Freude, die einen jungen Menschen erfüllt, wenn sich das ungeformte und oft spröde Material in seiner Hand zum praktischen Gegenstand oder zum künstlerischen Einfall formt. Den Kachelofen erwarb die Gattin des Inhabers der Fischbratbetriebe Daniel Wischer für ihr Haus in der Lüneburger Heide.