Firma A.H. Wessely e.K.
Kohlwey

Baukeramik

Arbeiten für Fritz Schumacher

Curt Wessely baute die Herstellung von Baukeramik, an der er bereits seit Jahren beteiligt war, weiter aus. In den zwanziger und am Anfang der dreißiger Jahre schuf Fritz Schumacher in Zusammenarbeit mit dem Lehrerverein „Gesellschaft der Freunde des vaterländischen Schul- und Erziehungswesens" eine große Zahl von Schulen64). Er war inzwischen vom Backstein- zum Klinkerbau übergegangen und zierte das Innere seiner Bauten mit kleinen Brunnen. Er ließ sie auf die unterschiedlichsten Weisen ausführen, „vor allem aber wurden Versuche in den verschiedensten Techniken der Keramik gemacht: Majolika, Steinzeug, Klinkerplastik in Naturton, schwarz überfangen oder durch farbige Emails belebt. Mehrere dieser Brunnen wurden in der Wesselyschen Fabrik hergestellt. So erhielten die Schule Langenfort zwei Terrakottabrunnen (1927-1929), die Walddörferschule in Volksdorf zwei glasierte Keramikbrunnen (1928-1931), die Schule in Berne einen Brunnen aus glasierter Keramik (1930) und die Oberschule im Alstertal am Erdkampsweg drei glasierte Keramikbrunnen mit Rehplastik (1929-1930). „Alle diese mannigfachen kleinen Brunnen sind nur bescheidene Werke; aber ist es für die Kultur einer Stadt nicht vielleicht wichtiger, dass viele solche Zeugen künstlerischen Wollens rings in ihr Leben eingestreut sind, als dass wenige gesammelt werden in einer Schatzkammer, die man Museum nennt?


Terrakottaarbeiten lieferte Wessely auch für Schumachers Brückenbauten, z. B. für die Brücken von-Essen-Straße (1926-1927), Eppendorfer Baum (1927) und Wiesendamm (1928—1930).

Die Terrakottaarbeiten am Schumacherbau des Untersuchungsgefängnisses (1927-1928) stammen ebenso aus seiner Werkstatt wie die am Altersheim in Groß Borstel (1929-1931).


Arbeiten für Fritz Höger

Ebenso bedeutsam wie die Zusammenarbeit mit Fritz Schumacher erwies sich das Zusammenwirken mit dem anderen großen Erneuerer des Backsteinbaus, dem Baumeister Fritz Höger. An dem aufsehenerregenden Bau des Chilehauses (1921-1924) war Curt Wessely mit der Lieferung von Fensterumrahmungen beteiligt. Auch für den 1927 begonnenen Bau des Sprinkenhofes, den Fritz Höger gemeinsam mit den Gebrüdern Gerson aufführte, lieferte Wessely Baukeramik. Zur Einweihung des Chilehauses wurde das Ehepaar Wessely eingeladen, und es bildete sich eine engere Bekanntschaft zwischen ihm und Fritz Höger aus. Man traf sich auf Künstlerfesten und zog danach am frühen Morgen zum Kaffeetrinken mit Fritz Höger und seiner Frau Anni in deren Haus an der Magdalenenstraße 70. Auch an der Feier zum fünfzigsten Geburtstag Högers am 12. Juni 1927 nahm das Ehepaar Wessely teil. Wessely hatte dafür eigens einen mit eingefügten goldglasierten Steinen verzierten Thron geschaffen. Darauf saß Fritz Höger bei der Begrüßung der Gäste wie ein Barockfürst in einen Samtrock gekleidet, seine Gattin eine Stufe tiefer, und die Gäste nahmen auf Kissen auf dem Fußboden Platz. Die Tafel war in der großen Veranda, welche die ganze Rückwand des Hauses einnahm und deren Wände mit edlen Teppichen geschmückt waren, aufgebaut worden. Frau Wessely wurde von Hermann Claudius zu Tisch geführt. Auch ein zweiter Hamburger Lehrer und Dichter, Hans Leip, befand sich unter den Gästen.

Auf der Unterlage einer Grünglasur entwickelte Curt Wessely mit dem tüchtigen Meister Paul Krömer eine besonders schöne Goldglasur. Der am 29. Juni 1878 in Weimar geborene Krömer war nach dem Besuch der dortigen Kunstschule und mehrjähriger Wanderschaft 1899 als Werkmeister in die Firma eingetreten. Er erwies sich in vierundvierzigjähriger Tätigkeit in der Firma als ein treuer und ausgezeichneter Mitarbeiter. Mit der neuen Goldglasur hergestellte Keramikarbeiten verwendete Fritz Höger vielfach an seinen Bauten. So benutzte er 1925 an dem Bau des Verlagshauses Broschek & Co. an den Großen Bleichen feuervergoldete Klinkerspitzen. Für das Rathaus in Rüstringen, das Höger 1928-1929 baute, lieferte Wessely Klinkerterrakotta für das Portal und feuervergoldete Steine für die aus Klinkern gestalteten Löwen. Das 1927-1928 von Höger errichtete Verlagsgebäude des Hannoverschen Anzeigers in Hannover erhielt aus Wesselys Werkstatt die Goldsterne und feuervergoldeten Buchstaben. Für die Umrahmung der Bilder des Professors Pfannenschmidt auf einer Ausstellung in Berlin entwarf Höger den Plan, und Wessely führte ihn in Goldsteinen aus. Für ein von Höger entworfenes Grabmal in Sömmerda in Thüringen lieferte er ebenfalls vergoldete Steine.


Für Högers Bau des Krankenhauses in Delmenhorst formte Richard Kuöhl farbige Klinkerterrakotten, die bei Wessely hergestellt wurden. Feuervergoldete Steinornamente verwendete Höger auch für die Zigarettenfabrik Haus Neuerburg in der Walddörferstraße in Wandsbek (1926-1929), das Lyzeum an der Curschmannstraße (1926-1928) und am Portal der Parfümeriefabrik Schenk in Berlin.


Andere Keramikarbeiten

Noch während der Zusammenarbeit mit seinem Vater hatte Curt Wessely Anteil an der Herstellung verschiedener keramischer Arbeiten. In den Jahren nach dem Ersten Weltkrieg entstanden vielerorts Ehrenmale für die Gefallenen. So ehrte der Kameradschaftsbund der Einunddreißiger, des ehemaligen Altonaer Infanterie-Regiments 31, seine gefallenen Kameraden durch ein Ehrenmal bei der St. Johanniskirche an der Max-Brauer-Allee. Die Terrakottaarbeiten für dieses von den Architekten Esselmann und Gerntke entworfene und von Professor Henneberg modellierte Denkmal lieferte Wesselys Werk. Ebenso brannte es die Terrakotten für das von Baurat Dr. Hacker entworfene Ehrenmal des Eilbecker Hockeyclubs in Wellingsbüttel und das von H. Klug entworfene Ehrenmal in Volksdorf. Auch der Kirchengemeinde in Bremen-Horn lieferte Wessely Terrakotta für ihr Ehrenmal.

Curt Wessely arbeitete außer mit Schumacher, Höger und Richard Kuöhl noch mit vielen anderen Architekten und Bildhauern zusammen. So lieferte er Terrakotten und feuervergoldete Buchstaben für die vom Architekten Friedrich Ostermeyer errichteten Wohnhäuser der Beamtenwohnhaus-Gesellschaft an der Marckmannstraße, für die von den Architekten Esselmann und Gerntke erbauten Beamtenwohnhäuser an der Pinneberger Chaussee, die von seinem Neffen, dem Bildhauer Hermann Perl, geschaffenen Klinkerterrakotten an den von W Behrens errichteten Wohnhäusern am Steinhauerdamm und einen Brunnen aus farbigem Steinzeug für den Deutschen Bauarbeiter-Verband. Dem Architekten G. Langmaack lieferte er Terrakotten für die Halle eines Studentenheims. Die Architekten Schopp und Vortmann stellten 1929 am Bau des Bürohauses des Deutschnationalen Handlungsgehilfen-Verbandes, der heutigen Deutschen Angestellten-Gewerkschaft, am Karl-Muck-Platz fest, dass die Farben der Keramikwappen an der Decke im Wandelgang nicht stimmten. Sie erteilten daher Curt Wessely den Auftrag, diese von der Konkurrenz geschaffenen Wappen gegen eigene farbrichtige auszuwechseln. Für denselben Bau lieferte Wessely auch eine große Vase in Terrakotta. Keramik wurde auch für das Kino Kapitol an der Hoheluftchaussee und das Harmonie-Lichtspielhaus in Wandsbek hergestellt. Zifferblätter in Keramik erhielten die Rathäuser in Bergedorf und Krempe. Ein Kruzifix, das Hermann Perl für die Kirche in Bremen-Horn geschaffen hatte, wurde bei Wessely gebrannt.

Für die Kantine der Flugzeugwerft Blohm & Voß entstand ein 3 mal 5 Meter großes farbiges Fayencebild mit verschiedenen Flugbildern, mit Sonne, Mond und Sternen. Ein Fayencebild von 4,50 mal 2,50 Metern Größe ging an eine Holzfirma in Lüneburg. Auch einzelne Kasernenbauten der deutschen Wehrmacht wurden mit Arbeiten aus Wesselys Werkstatt geschmückt. So erhielt die Reichspräsident-Ebert-Kaserne an der Osdorfer Landstraße einen von Richard Kuöhl geschaffenen vergoldeten Adler in Klinkerterrakotta und die beiden Kasernen in Rahlstedt einen ebenfalls von Kuöhl geschaffenen Adler mit Feuervergoldung. Ein weiterer Adler wurde für eine Kaserne in Flensburg geliefert.

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